1835 - 1910
Komplexität reduzieren und Sicherheit schaffen, so lautet ein bekanntes und probates Schlüsselwort; es scheint heute besonders zutreffend. Zu ungeklärt und zu schwer durchschaubar erscheint vielen das eigene Umfeld. Der Zeitgeist – so scheint es – will geradezu, dass wir uns von einer Krise in die nächste begeben. Ob daraus einmal Sicherheit entsteht, lässt ihn offenbar kalt. Um Haltepunkte kommt darum niemand herum.
Woran soll man sich aber halten? An jene, die schon bald einen neuen Himmel auf Erden ankündigen oder umgekehrt an jene, die mit den Wölfen heulen? Oder versprechen diejenigen mit dem abgemessenen Urteil mehr? Die stark betroffene Wirtschaft tut sich schwer mit ihrer Einschät- zung. Als Haltepunkte braucht sie deshalb Wegmarken, die so etwas wie eine Vorbild- oder Leitsternfunktionen wahrnehmen könnten. Wer eig- net sich dafür besser als beispielsweise Schriftsteller? Ist ihnen doch eine besondere Sensibilität für die Zeitumstände eigen.
Könnte das auch ein Mark Twain sein? Seine Sensibilität stammt zwar aus einer anderen Zeit, doch seine Figuren haben Dezennien überdauert und das Denken geprägt . Wer kennt nicht seinen Huckeleberry Finn oder Tom Sawyer! Sie stehen für Geschichten von Abenteuern, die dem amerikanischen Traum vom Way of Life einprägsame, ja gar knorrige Gesichter gaben.
Doch aufgepasst, Mark Twain brach nie in ein Hurra aus. Seine Figuren stehen zwar für ein Programm, für ein Programm aber, von dem er viel abverlangt, ein genaueres Hinschauen und Nachdenken über die Zeitumstände nämlich. Der amerikanische Aufbruch begeisterte Millionen von Menschen und trieb sie an. Ob aller Vorteile und schöner Träume machte Twain aber auch die Nachteile aus und stellte sich selbst den Widersprü- chen. Für Mark Twain war selbst die Kritik am amerikanischen Way of Life kein Tabu, im Gegenteil. Er deckte Probleme schonungslos auf.
Genauer Hinschauen und Nachdenken sollten auch wir, wenn wir uns über wichtige Belange im Unternehmen beschäftigen und uns fragen, wo denn die Stolpersteine liegen könnten. Noch leben wir im so genannten amerikanischen Jahrhundert. Ob es anhaltend trägt und sich behauptet, wird sich weisen müssen – ebenso, ob sich trotz Krise ein europäisches Jahrhundert ankündigen könnte. Aber was, wenn wir ob allem Sinnieren unversehens in einem asiatischen landen? Und jetzt?